26. Hildesheim: Dom und Michaeliskirche

Magische Zahlen, Goldschätze und beeindruckende Kirchen

Zu Beginn ein Geheimtipp für bequemes Reisen mit der Bahn: Fahrt zum richtigen Bahnhof! Ich stand am frühen Samstagmorgen am Frankfurter Hauptbahnhof und musste feststellen, das Lesen doch hilfreich sein kann. Er fuhr nämlich von Frankfurt Süd ab… Dann wurde es spannend: Es gab einen anderen ICE, der meinen ursprünglichen in Fulda noch einholen konnte! Wenn die Bahn pünktlich war. Was soll ich sagen: Mein Verfolger-Zug kam sogar drei Minuten zu früh an und ich war wieder in der Spur.

In #Hildesheim fand am 1. Juni die zentrale Veranstaltung zum #UNESCO #Welterbetag statt. Klar, dass ich mir diesen Tag für meinen Besuch aussuchte. Erstes Gefühl, als ich gegen 11 Uhr vor dem berühmten #Mariendom eintraf: Mitleid mit den Veranstaltern. Kaum jemand zu sehen, nichts los an den Ständen. Das gleiche Bild vor der #Michaeliskirche, wo andere Welterbestätten ihre Stände aufgebaut hatten. Glücklicherweise sollte das eine Stunde später schon ganz anders aussehen!

Bild von JohniBoni auf Pixabay – bei meinem waren gerade ein paar sehr dunkle Wolken unterwegs
Die Magie der Zahlen – ganz christlich umgesetzt

Meine gebuchte Führung begann in St. Michaelis. Architektonisch könnte der Gegensatz zur prunkvollen, goldgespickten überladenen Residenz in Würzburg letzte Woche nicht größer sein. Kein Wunder: Wir stehen in einem rund 1.000 Jahre alten romanischen Gebäude. Wie wir später erfahren, sind noch rund 40% der originalen Bausubstanz aus dieser Zeit erhalten, die Kirche wurde im zweiten Weltkrieg stark beschädigt. Die Architektur strahlt eine große Ruhe aus, die mich sehr anspricht. Alles ist auf Harmonie ausgerichtet und das steht einer Kirche als Ort der Besinnung sehr gut.

Bernward war offenbar ein Perfektionist und begeistert von Zahlensymbolik: Der Grundriss besteht aus 3 x 3 Quadraten (die Drei steht für die göttliche Dreieinigkeit) Es gibt neun Altäre, acht davon auf den Emporen, die wiederum zwölf Bögen haben.

Das Mittelschiff wird von zwölf Säulen getragen – Bezug auf die zwölf Apostel. Zwei davon sind noch komplett Originale.

Diese beiden haben seit 1000 Jahren eine tragende Aufgabe

Gerade diese einfache, gradlinige Gestaltung setzt die spektakuläre Decke perfekt in Szene. Sie stammt allerdings aus dem 13. Jahrhundert. Sie zeigt in überaus dekorativer Malerei unter anderem den Stammbaum Christi, die Propheten und die Paradiesflüsse. Damit der interessierte Besucher keine Genickstarre bekommt beim Betrachten der vielen Details, ist im Gang ein großer vertikaler Spiegel platziert, in dem man die Decke bequem studieren kann.

Bei der Führung dreht sich alles um Bischof Bernward, der an dieser Stelle ein Benediktinerkloster gründete. Wie wir schon im Kloster Lorsch gelernt hatten, helfen Reliquien sehr, ein Kloster bekannt zu machen. Auch Bernward hatte ein Splitter aus dem Kreuz Jesu zu seiner Bischofsweihe bekommen. Das #Bernward-Kreuz, in dem dieser Splitter aufbewahrt wird, sehen wir später noch im Dommuseum.

Ich hatte im Kopf, irgendjemand hätte mal alle angeblichen Kreuzsplitter zusammengerechnet und wäre darauf gekommen, dass diese Menge für drei Kreuze ausgereicht hätte. Fake-News! Laut Internet geht diese Aussage wahlweise sogar auf Luther oder Calvin zurück. Mittlerweile ist das wohl wissenschaftlich untersucht worden und man konnte die Reliquien nur auf einen Bruchteil der vermuteten Kreuz-Masse addieren.

Die Kirche ist übrigens interessanterweise sowohl evangelisch – die eigentliche Kirche -, als auch katholisch: Die Krypta, in der auch Bischof Bernward begraben liegt.

Die Krypta mit Bernwards Sarkophag
Die XXXL-Varianten: Tür, Leuchter und sehr, sehr viel Gold

Wir betreten den #Marien-Dom durch einen Seiteneingang, um das erste XXXL-Kunstwerk in seiner beeindruckenden Pracht zu bewundern: Die Bernward-Tür. Erstes Superlativ: Sie ist 4,72m hoch. Das zweite: Die beiden Flügel wurden jeweils aus einem Stück aus Bronze gegossen – im Jahr 1015 eine absolute handwerkliche Meisterleistung. Verziert ist sie mit sehr plastischen Szenen aus dem alten und neuen Testament.

Auch im Dom bietet die romanische Architektur des Baus aus dem 11 Jahrhundert den zurückhaltenden Rahmen für die Kunstschätze. Die nächsten XXXL-Kunstwerke hängen im Dom ab: Der Hezilo-Leuchter, sechs Meter Durchmesser, mit 72 Kerzen versehen. Auch wenn der Stifter nicht Bernward ist sondern vermutlich sein Nachfolger, Bischof Herzilo, kommen hier ebenfalls bedeutungsvolle Zahlen ins Spiel. Die Gestaltung symbolisiert die Stadtmauer des himmlischen Jerusalems mit zwölf Toren. Weitere großformatige Radleuchter schmücken das Kirchenschiff.

Ein wahre Schatzkammer – Gold wohin man schaut

Ich war noch nie in einem Dom-Museum, vielleicht sind sie ja alle solche Schatzkammern. Was immer ich erwartet hatte – vielleicht alte Bücher, sakrale Objekte, ein wenig Gold – die Realität entlockte mir ein ziemlich lautes „Wow“: Gold, Diamanten, Edelsteine, noch mehr Gold. Die Kombination von Geld und Glaube hat, wie so oft, die Gestaltung unglaublicher Kunstwerke ermöglicht.

Die goldene Madonna aus dem Anfang des 11. Jahrhunderts wird dem künstlerischen Zeitgeist angepasst – allerdings nur was die Gestaltung der abnehmbaren Körperteile Köpfe und Hand angeht. Das Kreuz ist der eingangs erwähnte Reliquienschrein mit dem Holzsplitter.

Der Name der Rose? Keine Ahnung – aber sie ist legendär.

Eigentlich ist sie eine recht unspektakuläre Pflanze: Die Hundsrose. Keine großen Blüten-Kunstwerke, sondern recht schlichte Exemplare. Doch der riesige Rosenstock im Innehof des Domes ist über tausend Jahre alt und natürlich sagenumwoben. Es gibt zwei Versionen der Legende.

Genau kann man das Alter des Strauches nicht bestimmen. Die Hundsrose hat jedoch die Fähigkeit zur Erneuerung durch unterirdische Sprossen, ohne dass sich dadurch die Erbanlagen verändern. So ist es immer noch der gleiche Strauch, der Feuer, Kriege und Dürren überstand. Die Blütezeit ist nur kurz – ich war gerade zur richtigen Zeit da.

21. Völklinger Hütte

„Rost vor blauem Himmel macht sich immer gut“, sagt Sarah Schäfer, die uns durch das Gelände führt. Es ist eine riesige Ansammlung von rostigen Gebäuden auf 746.000 m², die sich da vor mir ausbreitet: Die Völklinger Hütte. Ich habe ein Faible für Industriearchitektur und für die gigantischen Maschinen, die sie beherbergt. Aber was hat die UNESCO 1994 bewogen, eine Industrieanlage für Eisenherstellung zum Welterbe zu erklären? Die Völklinger Hütte ist tatsächlich sogar das erste UNESCO Industriedenkmal der Welt. Es sind vor allem zwei Faktoren, die sie einmalig machen:

  • Die Anlage ist seit dem Bau 1888 in unverändertem Zustand erhalten. Das heißt, die Maschinen haben bis zur Schließung der Hütte 1986 ihre Funktion erfüllt.
  • Einmalig auf der Welt: Alle sechs Hochöfen wurden über einen einzigen Schrägaufzug mit Material beliefert – eine technische Meisterleistung. In allen anderen Anlagen hat jeder Hochofen ein eigenes Förderband.
Schrägaufzug von unten
Schrägaufzug mit Lore

Willkommen statt Wasser

Die Führung beginnt im ehemaligen Wasserspeicher. Hier wurden früher 3 Millionen Liter Wasser gebunkert, das unerlässlich für die Kühlung der Hochöfen war. Heute ist das Gebäude die Eingangshalle zum Weltkulturerbe Völklinger Hütte.

Fun fact: Die verdreckten Fenster der Gebäude dürfen nicht geputzt werden – auch der Dreck ist denkmalgeschützt!

Gigantisch beeindruckend

In der Völklinger Hütte begegnen uns auf Schritt und Tritt gigantische Maschinen. In der Gebläsehalle stehen wir vor riesigen Gasmaschinen: Bis zu 29m lang, 14m breit und mit Schwungrädern von 7m Durchmesser. Sie bliesen mit ihren 3.500 PS Motoren 50 x pro Minute Druckluft in die Hochöfen. Die mit Sauerstoff angereicherte und in Winderhitzern vorgewärmt Heißluft war essentiell, um den Hochofenprozess kontinuierlich zu erhalten. Selbst kurze Unterbrechungen der Luftzufuhr konnten dazu führen, dass das flüssige Eisen erstarrte und den Hochofen zum Stillstand brachte. Die Maschinen waren laut – 120 Dezibel (wie ein Flugzeugtriebwerk in 100m Entfernung!) in einer Zeit, als sich niemand um Gehörschutz kümmerte. Und in der Luft flimmerten Regenbogen, erzeugt durch das zerstäubte Schmieröl für die Anlage.

Schwungrad Gebläsehalle / Bild von Malcolm Brook auf Pixabay
Bild von Malcolm Brook auf Pixabay

Wir klettern auf einen Hochofen

Blick auf die Hochöfen
Oben angekommen: Blick auf die Hochöfen

Es sind viele Stufen, aber das Klettern lohnt sich. Zum einen wegen des großartigen Blicks über die Anlage. Vor allem aber können wir den kompletten Prozess der Eisenherstellung nachvollziehen, und der beginnt oben: mit dem Einfüllen des Roherzes. Wir erfahren, wie gefährlich die Arbeit am Hochofen war – und mit welchen cleveren Tricks sich die Arbeiter schützten. Denn Schutzkleidung gab es nicht, das erste Arbeitsschutzgesetz wurde erst 1973 erlassen.

Hochofen-Deckel

Irgendwie müssen das Eisenerz und die Zusatzstoffe in den Ofen – und dazu muss der Deckel geöffnet werden.

Problem: Bei dem Schmelzprozess entsteht das ziemlich tödliche Kohlenmonoxid und sammelt sich oben, wie Gas das nun mal so an sich hat...

Ein Sicherung gab es: Unter dem Deckel befindet sich eine Glocke, die das Gas zurückhielt. Der Deckel wurde geöffnet, Material rein. Deckel zu, Glocke öffnen, Material fällt in den Ofen. Aber: Die Abdichtung war nicht 100%ig, die Chance, einen tödlichen Atemzug zu tun, bestand also trotzdem. Also machten die Arbeiter vor dem Öffnen ein Feuer und beobachteten anhand der Flamme, woher der Wind kam. Damit wussten sie, wohin das Gas treiben würde – und sie nicht stehen durften…

Hochofen von Außen

So sieht der Hochofen von Außen aus. Er wurde aus Stein gebaut und hat eine Stahlummantelung – das ist aber erst seit 1928 so. Damals wurde ein Hochofen durch eine Kohlenstaubexplosion zerstört, 13 Menschen starben. Die Löcher mit den Klappen dienen der Lenkung des Kühlwassers.

Noch eine Story aus der Kategorie „Man muss sich nur zu helfen wissen“: Die Öfen mussten regelmäßig ausgebessert werden – ein Höllenjob! Die Steine speicherten natürlich die Hitze des Schmelzprozesses (bis 2.200°) noch lange. Die Arbeiter, die Reparaturarbeiten durchführten, banden sich deshalb Holzklötze unter ihre Schuhe, damit die Sohlen nicht schmolzen!

Alles muss raus

Die Hochöfen sind 27m hoch und haben einen Durchmesser von 10m. Irgendwie erwartet man, dass das Ergebnis des Schmelzprozesses, das flüssige Eisen, dann aus einem entsprechend spektakulären Auslauf herauskommt.

Abstichloch

Die Realität sieht aus, als wäre es ein stillgelegter Bachlauf: Ein kleines Loch führt zu einer Rinne, in die das Eisen fließt.

Das Loch wird übrigens nach dem „Abstechen“ des Eisens immer wieder mit Lehm verschlossen und für den nächsten Durchgang dann wieder eingeschlagen. Das Abstechen war ein kritischer Vorgang. Auf keinen Fall durfte gleichzeitig der Deckel des Hochofens geöffnet werden. Zur Warnung läutete man eine Glocke, die die Arbeiter oben am Deckel hören konnten.

Erinnerungsort für die Zwangsarbeiter

Der beeindruckendste Ort in der Völklinger Hütte ist für mich das Mahnmal für die Zwangsarbeiter, die in den beiden Weltkriegen in der Völklinger Hütte schufteten. Rund 12.400 waren es zwischen 1939-1945. Männer, Frauen und Kinder. Unter ihnen waren französische, italienische und russische Kriegsgefangene, aber auch aus der Sowjetunion verschleppte russische und ukrainische Zivilisten. Sie mussten an der Produktion von Waffen mitarbeiten, die dann gegen ihre Heimatländer eingesetzt wurden. Ihre Arbeitsplätze waren die gefährlichsten im ganzen Werk. Widerstand wurde mit Strafexerzieren oder Schlafentzug bestraft. 261 ausländische Arbeiter, meist Zwangsarbeiter, starben in dieser Zeit. Darunter befanden sich auch sechzig Kinder.

Vielleicht habt Ihr auch schon des Öfteren vor Statuen und Installationen gestanden und Euch gefragt, was der Künstler oder die Künstlerin sich dabei wohl gedacht haben mag?

Diese Frage stellt sich bei dem Mahnmal von Christian Boltanski nicht. Es ist eine beeindruckende Installation, die mich sofort gefangen nimmt: Ein schmaler Gang aus gestapelten rostigen Karteikästen führt auf einen Berg aus Arbeitskleidung zu und umrundet ihn. Wenn man ihn betritt, beginnt eine Stimme Namen zu flüstern – es sind die Namen von Zwangsarbeitern.

Leider ist die Videoqualität nicht optimal aber ich glaube, es vermittelt einen guten Eindruck von der berührenden Gestaltung.

Kultur in spektakulärer Umgebung

Viele der Gebäude werden für Ausstellungen und kulturelle Veranstaltungen genutzt. Aktuell findet noch bis zum 17.8. die Ausstellung „The true size of Africa“ statt. Sie verbindet geschichtliche Aspekte wie die Kolonialherrschaft und die damit verbundene Ausbeutung mit afrikanische Kultur der Gegenwart. Unglaublich eindrucksvoll inszeniert zwischen den alten Maschinen der Völklinger Hütte.

Urban Art Biennale 2024

Die Urban Art Biennale findet seit 2011 alle zwei Jahre in der Völklinger Hütte statt. Gezeigt wird Kunst, die sich aus Street Art oder Graffiti entwickelt hat. „Deus ex Machina“ („Gott aus einer Maschine“ – sprichwörtlich für plötzliche, ganz unmotiviert eintretende Ereignisse) hat das Berliner Kunstkollektiv Rocco und seine Brüder den Panzer mit den Kirchenfenstern genannt. Obwohl es eine tödliche Maschine darstellt: Es ist schön…

Kunstobjekt "Deus ex Machina"

„The End“ – ein Medienkunstwerk

The End - Installation von ZEVS
Der Schriftzug sieht aus, als stamme er aus einem alten Hollywoodfilm. Der Künstler ZEVS projiziert darauf aktuelle Nachrichtensendungen aus aller Welt.

„Erinnerungen“ – Christian Boltanski

In der Ausstellung in der Möllerhalle sind historische Arbeitsspinde aus allen Bereichen der Völklinger Hütte zu sehen. Boltanksi hat für die Installation die Erinnerungen ehemaliger Hüttenarbeiter aufgenommen. Sie erzählen von ihrem Arbeitsalltag in der Völklinger Hütte.

Hermann Röchling: Wohltäter und Täter

Carl Röschling kaufte 1881 die marode Völklinger Hütte, die 1872 von dem Hütteningenieur Julius Buch geründet worden war. 1890 hatten sich die „Röchling’schen Eisen- und Stahlwerke“ zum größten Eisenträgerhersteller Deutschlands entwickelt. Sein Sohn Hermann Röchling machte die Völklinger Hütte ab 1905 zu einem der bedeutendsten Industrieunternehmen. Er richtete auch zahlreiche Sozialeinrichtungen für seine Mitarbeiter ein: ein Krankenhaus, ein Schwimmbad, er förderte den Bau von Eigenheimen für seine Arbeiter.  Sicher nicht aus reinem Edelmut vermutlich – er wollte die Gesundheit und Arbeitskraft seiner Arbeiter erhalten.

Bereits nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wird Hermann Röchling 1919 in Frankreich in Abwesenheit als Kriegsverbrecher verurteilt. Er flieht nach Deutschland. Während des Zweiten Weltkrieges war er Wehrwirtschaftsführer und Mitglied von Hitlers Wehrwirtschaftsrates. In seinem Unternehmen hat er maßgeblich an den Entwicklungen von Militärtechnik in der NS-Zeit mitgewirkt. Die Brüder Robert und Hermann Röchling wurden nach dem Krieg wegen Verbrechen gegen Frieden und Menschlichkeit zu zehn Jahren Zwangsarbeit verurteilt.

Wenn Ihr mehr erfahren wollt: Es gibt einen Film über die Geschichte von Hermann Röchling: Link

Was bisher geschah 1-9

952 UNESCO Welterbestätten stehen als potentielle Reiseziele auf dem Plan. Realistisch sind Stand heute nur 791, der Rest ist wegen Kriegen oder aus anderen politischen Gründen aktuell nicht zugänglich. Ok – auch das Atomtestgelände auf dem Bikini-Atoll gehört zum UNESCO Welterbe, ist als Reiseziel aber nicht unbedingt reizvoll…

Die meisten von uns haben schon ein paar Welterbestätten kennengelernt, vielleicht ohne sich dessen bewusst zu sein. Insgesamt 18 Orte, die zum Welterbe gehören, sind es bei mir. Und das sind sie – bleiben also nur noch 773 Ziele …

1. Klassisches Weimar

Weimar habe ich 2021 besucht. Eine Stadt, die Kultur an allen Ecken und Enden ausstrahlt. Das hat natürlich auch mit diesen beiden Herren zu tun: Goethe und Schiller. Die beiden Freunde haben viele Jahre bis zu ihrem Tod in Weimar verbracht. Fun fact: Ihr Denkmal zeigt sie gleich groß, im richtigen Leben war Goethe 1,69m groß, Schiller 1,90m…

Bild Goethe und Schiller
Weimar
Weimaraner

Dieser hübsche Kerl ist auch ein Weimar(an)er. Den Namen verdankt er der Tatsache, dass die Rasse ab dem 18. Jahrhundert am Weimarer Hof des Großherzogs Karl-August von Sachsen-Weimar-Eisenach gehalten wurde,

2. Kölner Dom

Dass Baugroßprojekte deutlich länger brauchen, als geplant, ist keine Erfindung unserer Zeit. Der Dom zu Köln schießt hier definitiv den Vogel ab: Sein Bau wurde 1248 in Auftrag gegeben, eingeweiht wurde er 1880… Die Arbeiten am Dom dauern allerdings bis heute an – und das ist auch gut so: Einer Legende nach wurde er vom Teufel verflucht, so dass seine Fertigstellung das Ende der Welt bedeutet!

Kölner Dom

Das Warten hat sich gelohnt: Es ist die aktuell dritthöchste Kirche der Welt und das Bauwerk überstand den Zweiten Weltkrieg praktisch unbeschädigt. Im Gegensatz zum Rest von Köln, dessen Altstadt zu 95% zerstört wurde.

Kinderfenster

Die Fassade zeigt einige skurrile Elemente: Im „Kinderfenster“ rettet ein Schutzengel ein Kind vor einem Auto. Und Hennes, das Maskottchen des 1. FC Köln ist ebenso als Figur zu sehen, wie Fußballer oder Tanz-Mariechen.

3. Museumsinsel Berlin

Zum ersten Mal war ich 1979 in Berlin, direkt nach dem Abitur. Vermutlich habe ich damals die Museumsinsel auch gesehen, sie liegt schließlich in der historischen Mitte.

Schifffahrt Museumsinsel

Anfang der 90er Jahre hatte ich oft beruflich in der Stadt zu tun, aber auch da habe ich keines der fünf Museen auf der Spreeinsel besucht. Seit dem bin ich aber Fan von Berlin und war in den vergangenen Jahren mindestens einmal dort. Unbedingt empfehlenswert: Die Stadt vom Wasser aus erkunden. Mein absoluter Favorit auf der Museumsinsel ist das Pergamonmuseum mit seinen unfassbar schönen Ausstellungsstücken wie dem riesigen Ischtar-Tor und der Thronsaalfassade aus dem Königspalast in Babylon.

4. Oberes Mittelrheintal

Mittelrheintal

Heimat, sozusagen – ich wohne im Hunsrück, das Mittelrheintal ist also fast vor meiner Haustür. Ich habe es mit den Füßen, dem Auto, dem Fahrrad und der Seilbahn (von Koblenz zur Festung Ehrenbreitstein) erkundet.

5. Nizza als „Winterurlaubsstadt an der Riviera“

Nizza

Als ich in Nizza war, hat mich nichts weniger interessiert als Kultur: Es war 1979, unsere Abschlussfahrt mit der Abiturklasse, Nizza lag auf dem Weg zu unserem Urlaubsort. Lido di Jesolo an der italienischen Adria, mit Sauerkraut bei Heike und einem Eis, von dem man betrunken werden konnte, soviel Alkohol war da drin.

2021 wurde Nizza mit seinen vielfältigen Landschaften, der einzigartigen Küche und der abwechslungsreichen Architektur als „Winterurlaubsstadt an der Riviera“ in das UNESCO Weltkulturerbe aufgenommen.

6. Römisches Theater und der „Triumphbogen“ von Orange

Auch die französische Stadt Orange (ursprünglicher Name: Arausio) lernte ich auf unserer Abi-Fahrt kennen. Das Römische Theater ist mir tatsächlich in Erinnerung geblieben: Man fühlt sich wirklich 2.000 Jahre zurückversetzt, als sich hier die Zuschauer versammelten, um die Aufführungen anzusehen. Eine faszinierende Reise in diese Zeit kann man heute dort mittels Virtual Reality erleben.

7. Historisches Zentrum von Riga

Rathaus Riga

Riga besuchte ich Anfang der 2000er. Als Überraschung für meinen Lebensgefährten, den ich bei einer beruflichen Reise nach Lettland begleitete, nahm ich einige Wochen lang Einzelunterricht, um etwas Lettisch zu lernen. Sehr schwierig, denn das Lettische ist nur mit dem Litauischen verwandt. Bei vielen anderen Sprachen gibt es ja zumindest ein paar vertraute Worte – im Lettischen sind das nur einige aus dem Deutschen übernommene (z.B.: tante, niere, lustigs).

Unbedingt einen Besuch wert ist die riesige Markthallen von Riga: Sie fordert alle Sinne mit ihrer Vielfalt an Gerüchen, Farben und Geräuschen.

Die Altstadt von Riga ist wirklich zauberhaft, es gibt sehr viele gut erhaltene Jugendstil-Gebäude mit ihren zahllosen Verzierungen. Überraschung auf dem Marktplatz: Da grüßt wie in Bremen eine Roland-Statue. Und auch die Bremer Stadtmusikanten sind zu finden, vor der St. Petri-Kirche. Sie sind ein Geschenk der Stadt Bremen an Riga, das ebenfalls zu den Hansestädten gehört. Natürlich bringt es Glück, wenn man ihre Nasen reibt – deshalb glänzen sie so schön golden.

Bremer Stadtmusikanten Riga

8. Historisches Zentrum von Wien

Das war 1989 auch so eine verrückte Idee: In Wien gab es eine Ausstellung der in China gefundenen „Terracotta-Armee“, die ich sehr faszinierend fand. Also beschloss ich, eine Radtour dorthin zu machen. Nicht, dass ich zuvor regelmäßig Rad gefahren war… Immer in Erinnerung bleiben wird mir das Hotel Nordbahn: Der freundliche Rezeptionist meinte, ich könne mit meinem (ziemlich dreckigen!) Fahrrad einfach durch die Hotelhalle zum Abstellraum fahren, das ginge schneller.

Wien

Wien hat einfach etwas ganz besonderes. Mir hat die Donauinsel besonders gut gefallen, natürlich war ich im Prater, ich bin nicht mit einem Fiaker gefahren und ich habe die Wiener Werkstätten für mich entdeckt, die wunderschönes Kunsthandwerk herstellten. Vor einigen Jahren war ich nochmal dort wegen einer Impressionismus-Ausstellung in der Albertina. Diese Mal allerdings mit dem Zug – und Wien war immer noch schön!

9. Schloss und Gärten von Schönbrunn

Ein bisschen Sissi-Gefühl muss bei einem Wien-Besuch einfach sein. Und wo ginge das besser als in Schönbrunn! Für die berühmte Film-Trilogie aus den 50ern durfte allerdings innen in Schönbrunn nicht gedreht werden, das machte man im Studio. Zumindest aber mit echten kaiserlichen Möbeln aus dem Wiener Möbelmuseum.

Schönbrunn