23. Trier: Römisches Erbe, Dom und Liebfrauen-Kirche

Ich war schon zweimal in Trier: 1979, direkt nach dem Abitur während eines Städte-Trips durch Deutschland. Und vor einigen Jahren in der Arena zu einem Konzert mit Zaz. Bei dem ersten Besuch habe ich auch die Porta Nigra gesehen, aber ansonsten ist mir leider nichts mehr im Gedächtnis geblieben. Umso mehr hat mich die Stadt jetzt beeindruckt, nicht nur wegen des römischen Erbes. Davon gibt es allerdings soviel zu entdecken, dass ich zwei Führungen buchen musste, um alle maßgeblichen Bauwerke zu sehen, die weit verteilt in der Stadt liegen.

Das Wahrzeichen: die Porta Nigra

Porta Nigra

Die Porta Nigra war schon so einiges: In ihrer ersten Funktion als Stadttor wurde sie im 2. Jh. nie fertiggestellt, die Stadt wurde belagert, es gab Wichtigeres zu tun. Nichtdestotrotz ist sie ein gewaltiges, beeindruckendes Bauwerk. Die rund 7.200 Steinquader wurden erstaunlicherweise nicht mit Mörtel aufeinander befestigt, sondern durch Metallklammern gehalten. Die waren dann später ein begehrtes Diebesgut mittelalterlicher Eroberer. Im 11. Jh. beherbergte sie einen Eremiten, der das mit dem Eremitentum wirklich ernst meinte und sich einmauern ließ. Ihm zu Ehren wurde das Tor nach seinem Tod zur Doppelkirche umgebaut. Napoleon hatte es Anfang des 19. Jahrhunderts dann bekanntermaßen nicht so mit der Kirche und ließ den ursprünglichen Zustand des Tores weitgehend wieder herstellen.

Ist das Dreck und kann weg?

Die Porta Nigra – das schwarze Tor – sieht aus wie ein Opfer jahrhundertelanger Umweltverschmutzung. Unwillkürlich kommen einem bei dem Anblick ihrer schwarzen Mauern Bilder rauchender Schlote in den Kopf. Warum macht die denn keiner sauber, bei einem so bedeutenden Bauwerk? Geht nicht: Die Umwelt kann nichts dafür, die schwarze Farbe entstand durch die Oxidation des Mangans in dem verwendeten Sandstein.

Kuschel-Kirchen

Dom und Liebfrauen-Kirche sind nicht römisch, gehören aber zum UNESCO-Weltkulturerbe. Der Dom ist die älteste Bischofskirche Deutschlands, der Kern ist eine Basilika aus dem 4. Jh.. Die Liebfrauen-Kirche ist eine der ersten gotischen Bauten. Sie sind direkt nebeneinander auf den Resten eines Palastes des römischen Kaisers Konstantin errichtet. Von Außen sind die beiden bei meinem Besuch schlecht zu fotografieren – wegen der Heilig Rock-Tage ist der Vorplatz mit Zelten zugebaut. Aber ein paar Details konnte ich einfangen.

Unsere Führerin hatte bei ihren Erklärungen etwas Mühe, sich gegen die engagiert mit Klavierbegleitung vor leider spärlichem Publikum in einem der Zelte vorgetragenen christlichen Lieder durchzusetzen.

Dom und Liebfrauenkirche seitlich
Liebfrauenkirche

Eigentlich ist der Kreuzgang mit dem Blick von hinten auf den Dom ohnehin schöner, finde ich. Ich habe das schon öfters erlebt: Auch nach Jahrhunderten vermitteln die Kreuzgänge von Kirchen und Klöstern noch die Ruhe und Entspannung, die – neben der praktischen Verbindung von Gebäudeteilen – ihr Sinn waren.

Dom Kreuzgang
Dom Kreuzgang

Warum stehen die Kirchen so kuschelig eng beieinander?

Da haben sich die Bauherren tatsächlich so Einiges dabei gedacht. Die gotische Liebfrauen-Kirche wurde im 13. Jh. als Teil des Domkomplexes angebaut. Die beiden Gebäude stehen aber auch für eine Verbindung: Der Dom ist Christus geweiht, die Liebfrauen-Kirche Maria, seiner Mutter. Und ganz praktisch sind sie auch baulich verbunden und wurden entsprechend genutzt.

Die Konstantin-Basilika

Deja vu… Schon in Rom ging es mir so: Klar war der Petersdom beeindruckend. Viel mehr angesprochen hat mich aber eine Basilika: San Paolo Fuori le Mura. So geht es mir auch mit der Konstantin-Basilika versus Dom. Tatsächlich war die Basilika ursprünglich die Audienzhalle des Kaisers Konstantin Anfang des 4. Jahrhunderts. Und der hatte ganz schön raffinierte Tricks drauf, um seine Besucher zu beeindrucken. Zum einen mussten sie den riesigen, bewusst leer gelassenen Raum durchqueren, um zu seinem Thron zu kommen. Außerdem sind die Fenster vorne größer als hinten, was den Eindruck von Größe noch mehr verstärkte.

Architektonische Psychospielchen kennen wir auch heute: Erinnert Ihr Euch an das Bild von Putin mit seinem 6 Meter langen Tisch – an einen Ende er, am anderen der Besucher?

Konstantinbasilika von Innen
Konstantinbasilika von Außen
Mauerteil Konstantin-Basilika

Einfach ein schönes Detail im Mauerwerk der Basilika.

Römisches Vergnügen – die Kaiser-Thermen

Vor den Kaiser-Thermen grüßt des Kaisers Fuß

Ich komme mir wirklich vor wie in Rom, als wir als erste Station der zweiten Führung die Kaiser-Thermen aus dem 4. Jh. betreten. Unser Führer bringt uns das Leben der Römer nahe, die diese Therme besuchten. Es gab auf dem großen Feld die Möglichkeit zur sportlichen Betätigung, verschieden temperierte Räume zur Entspannung (kalt, lauwarm, heiß) und ein Schwitzbad, das wir heute als Sauna bezeichnen würden. Die Finnen haben also dieses Vergnügen nicht erfunden… Die Nutzung war übrigens kein Privileg der Reichen, römische Thermen standen allen freien Bürgern offen, manchmal sogar Sklaven. Sie waren ein sozialer Treffpunkt. Allerdings: Es ist fraglich, ob und wie die Kaiser-Thermen überhaupt genutzt wurden. Endgültig fertiggestellt wurden sie auf jeden Fall nicht.

Das Wasser für die Thermen kam übrigens nicht aus der nahen Mosel sondern über 13 km Wasserleitungen aus der Ruwer. Das Moselwasser war zu dreckig…

Fun fact: Die Toiletten verdienten definitiv nicht die Bezeichnung „Stilles Örtchen“. Sie wurden gemeinsam genutzt und man unterhielt sich auch während des Geschäftes über Geschäfte oder Privates.

Kaiserthermen Sportplatz
Kaiserthermen

Meine Lieblingsorte liegen unter der Erde. So faszinierend, dass ich sogar vergessen habe, dass ich leicht klaustrophobisch bin. An diesem sonnigen Tag haben mich vor allem die Lichtspiele in den Bann gezogen – und das Bewusstsein, mich in Gängen zu bewegen, die vor 2.000 Jahren geschaffen wurden. Was wird wohl in 2.000 Jahren noch von den Tunnel und Kellern unserer Zeit erhalten sein?

Die Barbara-Thermen – so ging Heizung vor 2.000 Jahren

Hypokaustum, das habe ich in der Schule schon gehört und nicht vergessen. Es heißt übrigens „darunter anzünden“ oder „darunter verbrennen“. Während unsere im Mittelalter gebauten Burgen mehr schlecht als recht durch Feuerstellen geheizt wurden (die Durchschnittstemperatur war vermutlich 10-15° im Winter), genossen die Römer schon im 1. Jh. vor Chr. kuschelige Wärme durch Fußbodenheizungen. Durch Öfen erwärmte Luft zirkulierte in den Schächten und Röhren der Anlage. Ursprünglich nur in den Thermen, später auch in Privathäusern. In den Wohnräumen erreichte man damit Temperaturen wie heute mit unseren Heizungen: 20-25°.

So sah es aus, das Hypokaustum

Fun fact: Als ich „Römische Heizung“ bei Google eingegeben habe, um die Schreibweise des lateinischen Begriffes zu überprüfen, komplettierte Google es mit „….gesetz“

War war diese Barbara? Eine christliche Märtyrerin, also kaum das passende Vorbild für römischen Namensgeber. Die Thermen wurden entsprechend erst in unserer Zeit nach dem Trierer Viertel St. Barbara benannt, in dem sie gefunden wurden. Was man auf dem Gelände sieht, ist lange nicht so beeindruckend, wie die vielen erhaltenen Bauten der Kaiser-Thermen. Denn wie so oft bei römischen Bauten wurden auch diese von späteren Eroberern als Steinbruch benutzt. Und erst die anschauliche Beschilderung vermittelt einen besseren Eindruck von der römischen Thermenanlage aus dem 2. Jh. mit der größten Fläche nördlich der Alpen: 42.500m². Im ganzen römischen Reich waren nur die Trajans-Thermen in Rom größer.

Die Beauty-Farmen der Antike

Wer denkt, Selbstoptimierung sei eine Erfindung unserer Zeit, könnte sich nicht mehr irren. Schon bei den Römern tat man so einiges, um möglichst gut auszusehen. Und das, obwohl es kein Instagram, kein Tik-Tok, kein Facebook gab! Das galt übrigens für Männer und Frauen. Massagen, Peelings, Haarentfernung, Gesichtsmasken, Cremes gegen Falten und Hautunreinheiten, Maniküre und Pediküre – ein Angebot, das sehr gut zu einem heutigen Kosmetiksalon passen würde.

Auch sehenswert…

Definitiv seltener als römische Bauten in Trier: Ein extrem schnittiger Lamborghini! Ich konnte nicht widerstehen, ihn zu fotografieren – schöne Auto sprechen einfach genauso meinen Sinn für Architektur und Ästhetik an, wie alte oder neue Gebäude.

Ein Schiff wird kommen…

…und es bringt Wein. Mein Andenken an Trier ist eine Bronze des Neumagener Weinschiffs. Es gehört zu einem Grabmal aus der Zeit um 220 n. Chr.. Zwar nicht in Trier gefunden aber im Rheinischen Landesmuseum in Trier ausgestellt. 2007 haben übrigens Auszubildende der Handwerkskammer Trier das Schiff nachgebaut: 4,20m breit, 17,95m lang, 3,90m hoch. Mehr darüber.

22. Bergpark Kassel

Es gab einen kurzen Moment, in dem der blaue Himmel zu sehen war und den musste ich nutzen, um Herrn Herkules in Szene zu setzen. Er lehnt sich lässig auf seine Keule und blickt über „seine“ Stadt Kassel. Wobei Herkules natürlich nie in Kassel war, was alleine schon dadurch verhindert wurde, dass er eine Sagengestalt ist…

Was hat er also hier zu suchen? „Wir sind vielleicht klein, aber wir können was“, diese Worte legte unsere Führerin durch den Bergpark, Monika Paar, dem Landgrafen Karl von Hessen-Kassel in den Mund. Er wollte mehr sein als ein kleiner Landgraf und auf dem Weg zum Kurfürsten sollten ihm imposante Bauten helfen. Hat übrigens nicht geklappt …

Den Spruch „Das war eine Herkules-Aufgabe“ haben die meisten von uns vermutlich schonmal gehört. Eigentlich gar kein so positiver Bezug: Die zwölf Heldentaten musste Herkules nämlich als Sühne für einen Mord vollbringen…

Zurück zu Karl, dem Grafen. Der wollte mit dem insgesamt 71m hohen Denkmal also seinen Status zeigen. Der stattliche 8,30m große Halbgott Herkules bekam drei Attribute: Das Fell des Nemeischen Löwen, dessen Tötung eine der Herkules- Aufgaben war, bedeckt die 3,50m hohe Keule. Diese steht für Kraft. Und schließlich hält er die drei goldenen Äpfel der Hesperiden, Sinnbild für Liebe, Fruchtbarkeit und ewige Jugend.

Gebaut wurde die Statue zwischen 1713-1717 und mehr als 300 Jahre später ist sie immer noch das Wahrzeichen von Kassel. Auch wenn es mit dem Kurfürsten-Status nichts wurde, letztendlich hat Karl auf jeden Fall einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Grandioser Blick & Durchblick

Einmal Herkules sein – kein Problem! Zumindest für ein Foto kann sich jeder Besucher oben auf der Plattform so heldenhaft fühlen. Aber der Ausblick alleine ist schon den Weg über die Treppen nach oben wert.

Aber der stattliche Herkules braucht mehr Stütze als durch seine Keule. Der beim Bau des Gebäudes verwendete Tuffstein war vielleicht in der trockenen, sonnigen italienischen Heimat seines Erbauers Giovanni Francesco Guerniero ein idealer Baustoff – im kühlen Nordhessen nagt der Zahn der Zeit heftig an ihm und macht den Herkules zu einer Dauerbaustelle.

Doch auch der Blick auf Gerüste kann seinen Reiz haben…

Herkules‘ Schwester in Amerika

Foto: Pixabay
Foto: kemal-berkay-dogan-bnOscA-4lSM-unsplash

Na ja, geschwisterlich ist nur die Bauweise der beiden Statuen: Die Herkules-Statue ist aus 21 dünnen Kupferblechen gefertigt, die dann zusammengesetzt wurden. Was Anfang des 18. Jahrhunderts eine innovative Technik des Augsburger Goldschmieds Johann Jacob Anthoni war, kam auch in den frühen 1870er Jahren in Frankreich bei der Gestaltung der Freiheitsstatue zum Einsatz.

Herkules erklärt die Wasserspiele

Das Besucherzentrum Herkules ist Ausgangspunkt der Führungen und zeigt moderne Betonoptik. Innen gibt’s natürlich auch Andenken – und ein Erklärvideo zu den Wasserspielen von Herkules persönlich. Für mich faszinierend: Die gesamten Wasserspiele funktionieren ohne Pumpen, nur durch die geniale Nutzung der Schwerkraft.

Wasser nach Plan

  • 14:30 Uhr: Herkules
  • 14:35 Uhr: Kaskaden
  • 15:05 Uhr: Steinhöfer Wasserfall
  • 15:20 Uhr: Wasserfall an der Teufelsbrücke
  • 15:30 Uhr: Aquädukt
  • 15:45 Uhr: Große Fontäne

Eigentlich müsste man alle Orte als Video zeigen – das Zusammenspiel von Anblick, Sound und Gefühl des Wassers ist das wahre Gesamtkunstwerk. Dummerweise hatte ich meine Powerbank vergessen und schon am Startpunkt unterhalb der Herkules geriet mein Handyakku in bedenklichen Niedrigstand. Aber wozu gibt’s das Internet – die ARD Dokumentation „Weltwunder in Hessen“ zeigt nicht nur die Wasserspiele selbst, sondern auch die spannende Arbeit im Hintergrund und was es sonst noch zu entdecken gibt im Bergpark. Und für’s Gefühl: Vielleicht eine Sprühflasche bereitstellen und beim Videoschauen nutzen?

Es geht los – und der Zentaur schweigt

Auch wenn das vermutlich nicht der Grund war: Die Tatsache, dass die Wasserspiele nicht ständig zu sehen sind, machen das Ganze erst so richtig spannend, wie man auch an dem „Ah!“ und „Oh!“ der hunderte Zuschauer hören kann. Anhand des festen Zeitplans kann man dem Lauf des Wassers nach unten über die Treppen folgen. An bestimmten Orten sammeln sich deshalb die Menschen und erwarten gespannt das heranschießende Wasser. Los geht’s natürlich zu Füßen des Herkules-Bauwerkes.

Das Wasser sollte eigentlich auch das Horn des Zentauren rechts zum klingen bringen. Tat es aber erstmal nicht. Doch ein Wassertechniker war schnell zur Stelle und sorgte für den gute Ton. Und so hört sich das an:

Kaskade

Wenn man den ganzen Weg mit dem Wasser mitlaufen will, geht man 535 bzw. 539 Stufen nach unten, je nachdem, auf welcher Seite man läuft.

Fun fact: Hier gibt es tierische Rasenpfleger – Schafe halten das Gras kurz. Ein echter Rasenmäher würde für fliegende Grashalme sorgen und die will man auf keinen Fall in den Wasserbecken haben. Deshalb wurden übrigens auch die Tannen entlang der Kaskaden gepflanzt, sie halten das Laub der Bäume dahinter ab.

Steinhöfer Wasserfall
Steinhöfer Wasserfall

Wie das heute oft so ist: Wo viele Menschen sind, braucht man Security, um gesunden Menschenverstand und Rücksicht durchzusetzen. Die Damen und Herren im Bergpark machen das laut und mit scharfen Ansagen. Nicht angenehm, aber ich kann mir vorstellen, dass das heute im Zeitalter von Wer-macht-das-coolste-Foto-für-Insta nicht anders geht.

Äquadukt Wasserfall
Aquädukt Wasserfall

Die Kunst, Brücken zu bauen, die Wasser transportierten – Aquädukte – , gibt es schon seit mehr als 3.000 Jahren. Wir verbinden sie meist mit den Römern, aber schon dem Ägypter Ramses werden im 13. Jh. v. Chr. solche Bauwerke zugeschrieben. Sie beeindrucken bis heute und haben auch die Herrscher vor 300 Jahren fasziniert. So auch Landgraf Wilhelm IX, der Urenkel von Karl. Der schaffte es übrigens dann auch, die Ambition seines Urgroßvaters, Kurfürst zu werden, zu erfüllen

Wasserfall an der Teufelsbrücke
Wasserfall an der Teufelsbrücke

Die heutige Teufelsbrücke entstand 1826 und ersetzte den Vorgänger aus Holz. Den Namen verdankt sie natürlich den „Zähnen“ im Bogen der Brücke. Besonders plastisch wird der Eindruck, wenn sich der Brückenbogen im Wasser spiegelt und das Teufelsmaul komplettiert.

Fontäne
Fontäne

Die Mutigsten saßen ganz vorne am Rand des Teiches. Es kam wie es kommen musste: Der Wind drehte und blies uns einen Teil der 50m hohen Fontäne ins Gesicht. Auf dem Foto kann man die gesamte Höhe gar nicht sehen – sie scheint sich mit den dicken Wolken zu vermischen.

Wie erbt man eine Braut?

Das könnte doch der Titel eines Hollywood-Blockbusters sein, oder? So einige Filme mit Bräuten gibt es ja schon: „Selbst ist die Braut“, „Verliebt in die Braut“ oder „Die Braut die sich nicht traut“. Die Braut Maria Amalia von Kurland traute sich gleich zweimal: Sie war mit Karls älterem Bruder Wilhelm verlobt, der starb jedoch mit nur 19 Jahren. Doch die zweite Wahl war offenbar eine gute – die Ehe galt als glücklich.

© Georg Engelhard Schröder, Public domain, via Wikimedia Commons

21. Völklinger Hütte

„Rost vor blauem Himmel macht sich immer gut“, sagt Sarah Schäfer, die uns durch das Gelände führt. Es ist eine riesige Ansammlung von rostigen Gebäuden auf 746.000 m², die sich da vor mir ausbreitet: Die Völklinger Hütte. Ich habe ein Faible für Industriearchitektur und für die gigantischen Maschinen, die sie beherbergt. Aber was hat die UNESCO 1994 bewogen, eine Industrieanlage für Eisenherstellung zum Welterbe zu erklären? Die Völklinger Hütte ist tatsächlich sogar das erste UNESCO Industriedenkmal der Welt. Es sind vor allem zwei Faktoren, die sie einmalig machen:

  • Die Anlage ist seit dem Bau 1888 in unverändertem Zustand erhalten. Das heißt, die Maschinen haben bis zur Schließung der Hütte 1986 ihre Funktion erfüllt.
  • Einmalig auf der Welt: Alle sechs Hochöfen wurden über einen einzigen Schrägaufzug mit Material beliefert – eine technische Meisterleistung. In allen anderen Anlagen hat jeder Hochofen ein eigenes Förderband.
Schrägaufzug von unten
Schrägaufzug mit Lore

Willkommen statt Wasser

Die Führung beginnt im ehemaligen Wasserspeicher. Hier wurden früher 3 Millionen Liter Wasser gebunkert, das unerlässlich für die Kühlung der Hochöfen war. Heute ist das Gebäude die Eingangshalle zum Weltkulturerbe Völklinger Hütte.

Fun fact: Die verdreckten Fenster der Gebäude dürfen nicht geputzt werden – auch der Dreck ist denkmalgeschützt!

Gigantisch beeindruckend

In der Völklinger Hütte begegnen uns auf Schritt und Tritt gigantische Maschinen. In der Gebläsehalle stehen wir vor riesigen Gasmaschinen: Bis zu 29m lang, 14m breit und mit Schwungrädern von 7m Durchmesser. Sie bliesen mit ihren 3.500 PS Motoren 50 x pro Minute Druckluft in die Hochöfen. Die mit Sauerstoff angereicherte und in Winderhitzern vorgewärmt Heißluft war essentiell, um den Hochofenprozess kontinuierlich zu erhalten. Selbst kurze Unterbrechungen der Luftzufuhr konnten dazu führen, dass das flüssige Eisen erstarrte und den Hochofen zum Stillstand brachte. Die Maschinen waren laut – 120 Dezibel (wie ein Flugzeugtriebwerk in 100m Entfernung!) in einer Zeit, als sich niemand um Gehörschutz kümmerte. Und in der Luft flimmerten Regenbogen, erzeugt durch das zerstäubte Schmieröl für die Anlage.

Schwungrad Gebläsehalle / Bild von Malcolm Brook auf Pixabay
Bild von Malcolm Brook auf Pixabay

Wir klettern auf einen Hochofen

Blick auf die Hochöfen
Oben angekommen: Blick auf die Hochöfen

Es sind viele Stufen, aber das Klettern lohnt sich. Zum einen wegen des großartigen Blicks über die Anlage. Vor allem aber können wir den kompletten Prozess der Eisenherstellung nachvollziehen, und der beginnt oben: mit dem Einfüllen des Roherzes. Wir erfahren, wie gefährlich die Arbeit am Hochofen war – und mit welchen cleveren Tricks sich die Arbeiter schützten. Denn Schutzkleidung gab es nicht, das erste Arbeitsschutzgesetz wurde erst 1973 erlassen.

Hochofen-Deckel

Irgendwie müssen das Eisenerz und die Zusatzstoffe in den Ofen – und dazu muss der Deckel geöffnet werden.

Problem: Bei dem Schmelzprozess entsteht das ziemlich tödliche Kohlenmonoxid und sammelt sich oben, wie Gas das nun mal so an sich hat...

Ein Sicherung gab es: Unter dem Deckel befindet sich eine Glocke, die das Gas zurückhielt. Der Deckel wurde geöffnet, Material rein. Deckel zu, Glocke öffnen, Material fällt in den Ofen. Aber: Die Abdichtung war nicht 100%ig, die Chance, einen tödlichen Atemzug zu tun, bestand also trotzdem. Also machten die Arbeiter vor dem Öffnen ein Feuer und beobachteten anhand der Flamme, woher der Wind kam. Damit wussten sie, wohin das Gas treiben würde – und sie nicht stehen durften…

Hochofen von Außen

So sieht der Hochofen von Außen aus. Er wurde aus Stein gebaut und hat eine Stahlummantelung – das ist aber erst seit 1928 so. Damals wurde ein Hochofen durch eine Kohlenstaubexplosion zerstört, 13 Menschen starben. Die Löcher mit den Klappen dienen der Lenkung des Kühlwassers.

Noch eine Story aus der Kategorie „Man muss sich nur zu helfen wissen“: Die Öfen mussten regelmäßig ausgebessert werden – ein Höllenjob! Die Steine speicherten natürlich die Hitze des Schmelzprozesses (bis 2.200°) noch lange. Die Arbeiter, die Reparaturarbeiten durchführten, banden sich deshalb Holzklötze unter ihre Schuhe, damit die Sohlen nicht schmolzen!

Alles muss raus

Die Hochöfen sind 27m hoch und haben einen Durchmesser von 10m. Irgendwie erwartet man, dass das Ergebnis des Schmelzprozesses, das flüssige Eisen, dann aus einem entsprechend spektakulären Auslauf herauskommt.

Abstichloch

Die Realität sieht aus, als wäre es ein stillgelegter Bachlauf: Ein kleines Loch führt zu einer Rinne, in die das Eisen fließt.

Das Loch wird übrigens nach dem „Abstechen“ des Eisens immer wieder mit Lehm verschlossen und für den nächsten Durchgang dann wieder eingeschlagen. Das Abstechen war ein kritischer Vorgang. Auf keinen Fall durfte gleichzeitig der Deckel des Hochofens geöffnet werden. Zur Warnung läutete man eine Glocke, die die Arbeiter oben am Deckel hören konnten.

Erinnerungsort für die Zwangsarbeiter

Der beeindruckendste Ort in der Völklinger Hütte ist für mich das Mahnmal für die Zwangsarbeiter, die in den beiden Weltkriegen in der Völklinger Hütte schufteten. Rund 12.400 waren es zwischen 1939-1945. Männer, Frauen und Kinder. Unter ihnen waren französische, italienische und russische Kriegsgefangene, aber auch aus der Sowjetunion verschleppte russische und ukrainische Zivilisten. Sie mussten an der Produktion von Waffen mitarbeiten, die dann gegen ihre Heimatländer eingesetzt wurden. Ihre Arbeitsplätze waren die gefährlichsten im ganzen Werk. Widerstand wurde mit Strafexerzieren oder Schlafentzug bestraft. 261 ausländische Arbeiter, meist Zwangsarbeiter, starben in dieser Zeit. Darunter befanden sich auch sechzig Kinder.

Vielleicht habt Ihr auch schon des Öfteren vor Statuen und Installationen gestanden und Euch gefragt, was der Künstler oder die Künstlerin sich dabei wohl gedacht haben mag?

Diese Frage stellt sich bei dem Mahnmal von Christian Boltanski nicht. Es ist eine beeindruckende Installation, die mich sofort gefangen nimmt: Ein schmaler Gang aus gestapelten rostigen Karteikästen führt auf einen Berg aus Arbeitskleidung zu und umrundet ihn. Wenn man ihn betritt, beginnt eine Stimme Namen zu flüstern – es sind die Namen von Zwangsarbeitern.

Leider ist die Videoqualität nicht optimal aber ich glaube, es vermittelt einen guten Eindruck von der berührenden Gestaltung.

Kultur in spektakulärer Umgebung

Viele der Gebäude werden für Ausstellungen und kulturelle Veranstaltungen genutzt. Aktuell findet noch bis zum 17.8. die Ausstellung „The true size of Africa“ statt. Sie verbindet geschichtliche Aspekte wie die Kolonialherrschaft und die damit verbundene Ausbeutung mit afrikanische Kultur der Gegenwart. Unglaublich eindrucksvoll inszeniert zwischen den alten Maschinen der Völklinger Hütte.

Urban Art Biennale 2024

Die Urban Art Biennale findet seit 2011 alle zwei Jahre in der Völklinger Hütte statt. Gezeigt wird Kunst, die sich aus Street Art oder Graffiti entwickelt hat. „Deus ex Machina“ („Gott aus einer Maschine“ – sprichwörtlich für plötzliche, ganz unmotiviert eintretende Ereignisse) hat das Berliner Kunstkollektiv Rocco und seine Brüder den Panzer mit den Kirchenfenstern genannt. Obwohl es eine tödliche Maschine darstellt: Es ist schön…

Kunstobjekt "Deus ex Machina"

„The End“ – ein Medienkunstwerk

The End - Installation von ZEVS
Der Schriftzug sieht aus, als stamme er aus einem alten Hollywoodfilm. Der Künstler ZEVS projiziert darauf aktuelle Nachrichtensendungen aus aller Welt.

„Erinnerungen“ – Christian Boltanski

In der Ausstellung in der Möllerhalle sind historische Arbeitsspinde aus allen Bereichen der Völklinger Hütte zu sehen. Boltanksi hat für die Installation die Erinnerungen ehemaliger Hüttenarbeiter aufgenommen. Sie erzählen von ihrem Arbeitsalltag in der Völklinger Hütte.

Hermann Röchling: Wohltäter und Täter

Carl Röschling kaufte 1881 die marode Völklinger Hütte, die 1872 von dem Hütteningenieur Julius Buch geründet worden war. 1890 hatten sich die „Röchling’schen Eisen- und Stahlwerke“ zum größten Eisenträgerhersteller Deutschlands entwickelt. Sein Sohn Hermann Röchling machte die Völklinger Hütte ab 1905 zu einem der bedeutendsten Industrieunternehmen. Er richtete auch zahlreiche Sozialeinrichtungen für seine Mitarbeiter ein: ein Krankenhaus, ein Schwimmbad, er förderte den Bau von Eigenheimen für seine Arbeiter.  Sicher nicht aus reinem Edelmut vermutlich – er wollte die Gesundheit und Arbeitskraft seiner Arbeiter erhalten.

Bereits nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wird Hermann Röchling 1919 in Frankreich in Abwesenheit als Kriegsverbrecher verurteilt. Er flieht nach Deutschland. Während des Zweiten Weltkrieges war er Wehrwirtschaftsführer und Mitglied von Hitlers Wehrwirtschaftsrates. In seinem Unternehmen hat er maßgeblich an den Entwicklungen von Militärtechnik in der NS-Zeit mitgewirkt. Die Brüder Robert und Hermann Röchling wurden nach dem Krieg wegen Verbrechen gegen Frieden und Menschlichkeit zu zehn Jahren Zwangsarbeit verurteilt.

Wenn Ihr mehr erfahren wollt: Es gibt einen Film über die Geschichte von Hermann Röchling: Link

20. Grube Messel

Diese Welterbestätte sieht so aus, wie sie heißt: Es ist eine große Grube. Ein wenig enttäuschend auf den ersten Blick, weil völlig unspektakulär. Natürlich habe ich nicht erwartet, über Dinosaurierskelette oder riesige Mammutzähne zu stolpern oder in den Tümpel urzeitlichen Krokodile lauern zu sehen. Und dass die Grube Messel alles andere als unspektakulär ist, wird schnell klar. Und die Überreste von Krokodilen bekomme ich tatsächlich zu sehen.

Krokodile? Im beschaulichen Hessen? In der Tat, denn vor 47 Millionen Jahren war hier ein Urwald, der von Leben nur so wimmelte. Tiere, die wir heute bei uns definitiv nicht mehr finden: neben sieben verschiedenen Krokodilarten gab es Pythons, Urpferdchen, Kolibries, Tapire, Primaten und Verwandte von Eichhörnchen, nur etwas größer – so um 1m…

Handelsübliches Eichhörnchen mit ca. 20 cm Höhe im Vergleich zu einer 1m-Version…

Ich habe jede Menge Eichhörnchen in meinem Garten, sie sind putzig und liefern mir im Herbst ein Wettrennen um die heruntergefallenen Nüsse meines Walnussbaumes. Ein Wettbewerb, den ich mir ganz bestimmt bei den prähistorischen Rieseneichhörnchen verkneifen würde.

Apropos groß: Wir sehen die Flügel einer prähistorischen Ameise, Spannweite 15 cm. Sieht dagegen eine Ameisenstraße, die wir in unsrem Garten finden, nicht richtig niedlich aus?

Das unscheinbare Gelände ist einzigartig auf der Welt: Hier wurden tausende Fossilien gefunden: alleine über 10.000 versteinerte Fische, Fledermäuse, Schildkröten und Vögel. Die Vielzahl der Funde verdanken wir dem Ölschiefer, der von 1876 bis 1971 hier abgebaut wurde. Schon zu Beginn der Förderung wurde ein Alligatorenskelett gefunden.

Die Funde in Messel: Einmalig in Qualität und Zahl

Die Grube Messel war das erste deutsche UNESCO Weltkulturerbe, 1995 wurde sie in die Liste aufgenommen. Wir kennen das aus der Schule oder von Museumsbesuchen: Prähistorische Funde verbinden wir mit jeder Menge Knochen, filigranen oder massiven Skeletten, hauchdünnen Spuren von Insekten oder Blättern. All das findet man in der Grube Messel auch, aber darüber hinaus gibt es noch 47 Millionen Jahre alte Zeugnisse, die viel mehr zeigen: Organisches Material, zum Beispiel nicht nur das Skelett einer Schildkröte, sondern den ganzen Körper. So ist es der einzige Ort auf der Welt, an dem vollständige erhaltene Papua-Weichschildkröten gefunden wurde. Und: Farben. Käfer, Schmetterlinge sind in ihren originalen Farben erhalten.

Schildkröten-Fossil
Schmetterlinge mit Originalfarben

Zwei besonders skurrile Funde: 2016 wurde eine Schlange gefunden, die eine Echse gefressen hatte – und in deren Magen steckte ein Käfer. Eine fossile Nahrungskette sozusagen. Weltweit gibt es nur ein einziges vergleichbares Exemplar.

2012 entdeckten Forscher neun Schildkröten-Paare, die während des Kopulierens vom Tod überrascht wurden. Vermutlich sind sie beim Sex in das tiefere, giftige Wasser des Vulkansees gesunken und gestorben.

Manche Arten wurden bisher nur in Messel gefunden. So beispielsweise der Darwinus masillae, ein Primat und das Lesmesodon edingeri, ein kleines fleischfressendes Säugetier. Berühmt sind die Messeler Urpferdchen, insgesamt wurden 70 Exemplare vier verschiedener Arten gefunden. In der gesamten USA: nur 2! Die größte Art, Propalaeotherium hassiacum wurde etwa so groß wie ein Schäferhund.  Eurohippus messelensis, eine kleinere Art, von der bis heute 45 gefunden wurden, darunter mehrere trächtige Stuten. Sie sind übrigens keine direkten Vorfahren unserer heutigen Pferde, sondern eine Seitenlinie, die ausgestorben ist.

Nachbildung Urpferdchen
Abdruck Urpferdchen-Fossil

All das verdanken wir dem Ölschiefer, der die Überreste luftdicht konservierte. Ölschiefer bildet sich aus organischem Material wie Algen, Plankton und Bakterien die nach dem Absterben auf einen sauerstoffarmen See- oder Meeresboden gesunken sind. Viele Bilder und Informationen zu den Funden in der Grube Messel gibt es hier: Link

Joschka Fischer, die Urzeit-Python

Der ehemalige hessische Umweltminister unterzeichnete 1991 den Kaufvertrag für das Land Hessen und wurde 2004 mit einer besonderen Ehrung ausgezeichnet: Eine fossile Riesenschlange wurde nach ihm benannt: Palaeopython fischeri. Zumindest eine weitere Art hat ebenfalls einen prominenten Namensgeber: Der Protognathinus spielbergi, ein Hirschkäfer.

Eine unterhaltsame Führung

Das Gelände darf nur im Rahmen einer Führung betreten werden. Ich habe mich für die zweistündige entschieden – und ich kann mir nicht vorstellen, wie man all die vielen Informationen und Geschichten in kürzerer Zeit erzählen könnte. An verschiedenen Punkten der rund 3km langen Strecke wurden wir in die Zeit vor rund 47 Millionen Jahren entführt. Unser sehr unterhaltsamer Führer ließ mit Berichten über Forschungen, Quizes, Riechtests, Schätzfragen und Fotos ein lebhaftes Bild der wissenschaftlichen Arbeit und der spektakulären Funde entstehen. An einem Halt bekamen wir auch Fossilien zu sehen.

Auf einem Tisch die Abdrücke gefundener Tiere, auf dem anderen ein Berg Schiefer mit Abdrücken von Pflanzen, Käfern etc. Und ein paar … Steine? Früchte? Wir durften sie reihum in die Hand nehmen und raten. Es war: Urzeit-Kot, unter anderem von einem Krokodil!

Ausstellung

Im Besucherzentrum kann man Beispiele der überaus faszinierenden Fossilien sehen, die in der Grube gefunden wurden. Außerdem gibt es Einblicke in die Erdgeschichte. Ein Teppich führt durch 350 Millionen Jahre.

Mein Andenken an Messel: Eine fossile Fledermaus. Natürlich nur eine Replik – die Originale bleiben da, wo sie hingehören: ins Museum!

Verzweifelter Kampf gegen die Mülldeponie

Nach dem Ende des Bergbaues war die Nutzung der Grube Messel als Mülldeponie geplant. Erst als private Fossiliensammler immer mehr spektakuläre Funde machten, wurde klar, welcher Schatz hier verborgen lag. Dann begann der Wettlauf zwischen Forschern des Senckenberg-Museums und dem Bergamt, das die Nutzung als Deponie vorantrieb. Die Deponie gewann zunächst, 1981 wurde sie genehmigt und der Bau begann. Unter dem Druck der ab 1985 an der Regierung beteiligten Grünen wurde ein Baustopp verhängt. Die endgültige Rettung kam 1994, als das Land Hessen die Grube kaufte und die Forscher damit freie Bahn hatten.

19. Darmstadt Mathildenhöhe

Es gibt so viel Schönes zu entdecken, dass ich einige Seiten mit den Beschreibungen füllen könnte. Um Eure Geduld nicht zu sehr zu strapazieren habe ich mich auf die Dinge beschränkt, die mich besonders beeindruckt haben. Einblick in das Gesamtkunstwerk gibt es hier www.mathildenhöhe.de.

Das Gelände wurde um 1800 als Park gestaltet, 1899 wurde hier die Künstlerkolonie gegründet, die die Mathildenhöhe berühmt gemacht hat. Ihre Entstehung verdankt sie dem sehr fortschrittlich denkenden Großherzog Ernst Ludwig von Hessen und bei Rhein, dem letzten Großherzog von Hessen. Er wollte neue Lebensräume schaffen, die künstlerische Ansprüche mit Handwerkskunst verbinden. Er versammelte internationale Künstler auf der Mathildenhöhe, um diese Idee umzusetzen. Zwischen 1901 und 1914 gab es vier Bauausstellungen, die ebenso experimentelle wie funktionale Architektur zeigten, auch die Inneneinrichtungen waren innovativ.

Der Hochzeitsturm

Eine Hochzeit ist natürlich auch in unserer Zeit ein besonderes, hoffentlich einmaliges, Ereignis, an das man sich gerne erinnert. Wenn man das Internet nach Gästegeschenken durchstöbert, findet man Vorschläge für Süßigkeiten, gravierte Gläser und viele andere Kleinigkeiten.

Als Herzog zu Beginn des 20. Jahrhunderts dachte man etwas größer: zur Hochzeit des Großherzogs Ernst Ludwig und Prinzessin Eleonore zu Solms-Hohensolms-Lich im Jahr 1905 bekam Darmstadt einen Hochzeitsturm, der heute das Wahrzeichen der Stadt ist. Er wird aus nachvollziehbaren Gründen auch „Fünf-Finger-Turm“ genannt.

Schon der Eingangsbereich ist überwältigend mit seinen opulenten Deckenmosaiken. Natürlich dreht sich hier alles um das Thema Liebe. Ich hatte das Bedürfnis, mich eine Weile auf den Boden zu setzen, und nur diesen schönen Anblick aus blauem und goldenem Mosaik zu genießen. Damit wäre ich allerdings in dem kleinen Eingangsbereich zu einem ziemlichen Verkehrshindernis geworden…

Der Turm hat sieben Stockwerke, jedes in seiner Gestaltung einzigartig. Man kann auch mit einem Aufzug zu den einzelnen Etagen fahren aber wo bliebe da der Spaß, 209 Stufen hochzuklettern?

Im Hochzeitszimmer, das mit einem im Neo-Renaissance-Stil gemaltes Hochzeitsfest verziert ist, kann man heute heiraten. Die vergoldete Stuckdecke macht das Ambiente besonders festlich, wenn man es so richtig üppig mag.

Mein Lieblingsraum ist das Fürstenzimmer, seine Farben blau und orange sind einfach traumhaft schön.

Dass das Muster aus Eidechsen besteht, die sich zwischen Schneckenhäusern schlängeln wäre mir nicht bewusst geworden – dafür gibt es aber ja glücklicherweise Hinweisschilder. Was dieses Motiv zu bedeuten hat, wurde allerdings nicht erklärt, das wollte ich aber unbedingt wissen. Gefunden habe ich folgendes:

  • Die Schnecke ist in vielen Kulturen ein altes, heiliges Symbol für das Universum und die Schöpfung.
  • In der Kunst steht die Eidechse für Reichtum. Außerdem häutet sie sich, was einer Art Wiedergeburt gleichkommt und sie zu einem starken Symbol für Veränderung und Erneuerung macht.

Großherzog Ernst Ludwig – eine schillernde Persönlichkeit

Ernst Ludwig hatte eine illustre Verwandtschaft: Seine Großeltern waren die englischen Herrscher Queen Viktoria und Prinz Albert, eine seiner Schwestern heiratete den späteren russischen Zaren Nikolaus II. Die Ehe, die der Anlass für den Bau des Hochzeitsturmes war, ist allerdings die zweite des Großherzogs. Seine erste Ehe mit der sehr unkonventionellen Viktoria Melita von Edinburgh – einer Cousine – wurde, ungewöhnlich zu dieser Zeit, geschieden.

Nach dem Tod der gemeinsamen Tochter Elisabeth 1903 widmete sich Ernst Ludwig seinem Herzensprojekt: dem Aufbau der Darmstädter Künstlerkolonie. Durch seine Förderung wurde Darmstadt zum Zentrum des deutschen Jugendstils. Dem Großherzog wurden – auch von seiner Exfrau – Beziehungen zu Männern und Frauen nachgesagt, dennoch galt seine zweite Ehe mit Eleonore als sehr glücklich.

Russische Kapelle

Sie ist sicherlich das auffälligste Gebäude auf der Mathildenhöhe und sie war auch das erste auf dem Gelände. Ich konnte sie nicht von Innen sehen, da ich unpraktischerweise am Sonntag dort war und ein Gottesdienst stattfand. Da kann aber dieser Link helfen.

Auf der anderen Seite liegt zu Füßen der Kapelle das Lilienbecken, ein Wasserbecken mit dekorativen Kacheln auf dem Boden. Der Blick über das Wasser zur Kapelle ist einfach nur schön.

Auch für für den Bau der russischen Kapelle war eine Hochzeit der Grund und zwar eine wirklich hochkarätige: Die jüngste Schwester des Großherzogs Ernst Ludwig heiratete Nikolaus II., den letzten russischen Zaren. Das Paar errichtete die Kapelle, um bei ihren Besuchen der deutschen Verwandtschaft ihren Glauben in angemessener Umgebung praktizieren zu können. Und für das „angemessen“ trugen sie gründlich Sorge. Selbst die Erde, auf der sie steht, wurde eigens aus Russland nach Darmstadt gebracht. Es wurde auch ansonsten an nichts gespart – schließlich zahlte der Zar alle Kosten aus seinem Privatvermögen. So waren zahlreiche russische Künstler am Bau und der Ausstattung der Kirche beteiligt. Eigens von Villeroy und Boch gefertigte Kacheln, vergoldete Zwiebeltürme und reiche Ornamente zieren das Bauwerk.

Ganz zauberhaft ist übrigens das neue Glockenspiel, 2019 in Russland gefertigt. Die hübsche Melodie wird tatsächlich per Hand gespielt. Wie sich das anhört, habe ich in dem Video eingefangen.

Ausstellungen

Ausstellungsgebäude

Natürlich gibt es auch einige Ausstellungen auf der Mathildenhöhe. Im Ausstellungsgebäude wird bis zum 25. April eine Zeitreise durch 200 Jahre Kunstgeschichte in Darmstadt gezeigt. Besonders fasziniert haben mich zwei textile Wandbehänge, dramatisch in Szene gesetzt vor roten Wänden.

Schönes Detail schon beim Aufgang: Ein reich geschmückter Mosaik-Baldachin überspannt den ersten Treppenabsatz.

Museum Künstlerkolonie

Wie schön und kunstvoll auch Alltagsgegenstände sein können, kann man im Museum der Künstlerkolonie auf der Mathildenhöhe erleben. Ein bisschen neidisch bin ich schon beim Betrachten der Gegenständen vom Heizkörper über Möbel bis zu Geschirr, die mit soviel Liebe zu künstlerischen Details gestaltet wurden.

Natürlich bin ich mir darüber im Klaren, dass diese Artikel und auch die gezeigte Einrichtung nicht für jeden erschwinglich waren. Aber sie verdeutlichen sehr eindrucksvoll das Ziel der Kolonie, künstlerische Ästhetik und Alltagstauglichkeit zu verbinden.

Museumsshop

Museumsshop sind unwiderstehlich für mich, weil man dort Dinge findet, die es anderswo nicht gibt. Dekoratives Andenken an die Mathildenhöhe: ein Servietten-/Briefhalter im Jugendstil-Design.

Was bisher geschah 10-18

10. Kulturlandschaft Wachau

Noch ein Welterbe, das ich 1989 auf meiner Radtour nach Wien kennenlernte. Ein großer Teil meiner Reise führte an Flüssen entlang, so auch an der Donau, durch die Wachau mit dem imposanten Kloster Melk.

Wachau
Kloster Melk

Damals war die Landschaft noch nicht Teil des UNESO Welterbes, das geschah erst im Jahr 2000. In der Wachau wurde 1908 eine archäologische Sensation entdeckt: die Venus von Willendorf, eine fast 30.000 Jahre alte Frauendarstellung.

Abbildungen der üppigen Dame stufte Facebook übrigens 2017 als Pornografie ein und löschte sie… Glücklicherweise erkannte das Unternehmen später den Unterschied zwischen Kunst und Pornografie, entschuldigte sich und machte künftig „Ausnahmen“ für die Abbildung von Statuen…

11. Budapest

Ungarisch ist eine sehr schwere Sprache und sie klingt für die maximal Englisch / Französisch / Italienisch / Spanisch gewohnten Ohren handelsüblicher Touristen absolut unverständlich. Das tut dem Wohlfühlfaktor der schönen Stadt jedoch keinen Abbruch.

Ich habe Budapest zunächst auf beruflichen Reisen kennengelernt. Bei einem Firmenevent waren wir Schlittschuhlaufen auf der Open-Air-Eisbahn im Stadtpark – im Sommer ein idyllischer See. Eislaufen mit Blick auf die fantastische Kulisse der Stadt – traumhaft!

12. Vatikanstadt – Heiliger Stuhl

Der Vatikan ist der einzige Staat, der komplett zum UNESCO Weltkulturerbe zählt. Wenn Ihr den Ehrgeiz habt, mal ein Land komplett zu umrunden: Beim Vatikan schafft Ihr das in gut einer Stunde.

Fun fact: Das Zentrum der römisch-katholischen Kirche hat die weltweit höchste Kriminalitätsrate. Das liegt aber nicht an verbrecherischen Priestern, sondern an den Millionen Besuchern, deren Missetaten ins Verhältnis zur Einwohnerzahl von weniger als 1.000 Menschen gesetzt wird.

13. Historisches Zentrum von Rom

Colosseum

Alle Fotos Rom: Martin Schilling

Engelsburg
Basilika San Paolo fuori le mura

Ich war 2010 in Rom, um dort mit Freunden meinen 50. Geburtstag zu feiern. Wir haben drei Tage die faszinierende Stadt erkundet und dank eines einheimischen Führers, der uns die ganze Zeit begleitete, sahen wir auch eher unbekannte Orte und erfuhren vieles, was nicht Teil der touristischen Führungen ist. Meine Mutter hatte im Jahr zuvor eine Pilgerfahrt nach Rom gemacht und erzählte nach ihrer Rückkehr fast mehr von dem sympathischen Reiseführer, als von Rom… Dottore Ugo Matorelli ist ein stolzer Römer, spricht dank seiner deutschen Frau sehr gut Deutsch und hat die Reise zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht.

14. Speyerer Dom

Eigentliches Ziel meines Ausflugs nach Speyer war das Technik-Museum. Ansich schon eine Reise wert, wurde dort 2010 inmitten der Raumfahrt-Ausstellungsstücke die Carmina Burana von Carl Orff aufgeführt.

Natürlich nutzte ich die Gelegenheit auch für die Besichtigung des Speyrer Doms. Als größte erhaltene romanische Kirche der Welt wurde er 1981 in das UNESCO Welterbe aufgenommen. Fast 1.000 Jahre Geschichte haben sich in und um den Dom bisher abgespielt: Mittelalterliche Kaiser und Könige sind im Dom begraben, 1198 wurde Richard Löwenherz als Gefangener vor dem Dom an Kaiser Heinrich VI. übergeben; Helmut Kohl zeigte vielen ausländischen Staatsgästen stolz das beeindruckendste Bauwerk seiner pfälzischen Heimat.

15. Schlösser und Parks von Potsdam und Berlin

Schloss und Park von Sanssouci

In Potsdam habe ich kurz nach der Wende einige Jahre immer wieder gearbeitet und die Stadt im noch nicht restaurierten Zustand kennengelernt. Heute ist sie ein Schmuckstück mit vielen sorgfältig renovierten Gebäuden. Sanssouci („Ohne Sorge“) ist immer wieder beeindruckend in seiner Weitläufigkeit,

Den Wiederaufbau des Berliner Schlosses habe ich von Anfang an mit Interesse verfolgt, vor allem wegen des darin geplanten Humboldt-Forums.

Es gab viel Gegenwind für das teure Projekt, das 2012 begonnen und 2020 fertiggestellt wurde, rund 400 Millionen soll es gekostet haben. Das Schloss war 1945 abgebrannt, die Reste wurden von der DDR-Regierung gesprengt, um 1970 den Palast der Republik zu errichten. Das asbestbelastete Gebäude wurde abgerissen und die Fassade des Schlosses neu aufgebaut. Und die Berliner Mitte sieht nun wieder so aus, wie man es von historischen Fotos kennt.

16. Hansestadt Lübeck

Dass ich Lübeck kennenlernte, verdankte ich meinem Elektroauto. Bei einer Rückreise von der Insel Rügen gab es 2021 an der A20 keine Ladestationen, als ich sie brauchte. Also musste ich von der Autobahn runter und nach Lübeck reinfahren, um aufzuladen. Die Ladezeit konnte ich sehr angenehm mit einem Bummel durch die Stadt verbringen.

Neben dem must-have Marzipan und dem berühmten Holsten-Tor (ehemals auf unseren 50 Mark-Scheinen) begegnete mir dabei auch ein Kunstautomat: Kleine Kunstwerke für 2€.

17. Edinburgh Altstadt und Neustadt

Lange ist es her… 1978 reiste ich mit einer Freundin vier Wochen mit dem Interrail-Pass quer durch Großbritannien. Auch Edinburgh gehörte natürlich zu unserem Programm.

Nach unserer Reise habe ich ein Tagebuch mit vielen Bildern zusammengestellt. Edinburgh hat mich offensichtlich beeindruckt, es gibt vier Seiten mit Fotos, eine davon ist hier zu sehen.

18. Lake District

Auch der Lake District war ein Ziel auf unserer Reise 1978. Erinnern kann ich mich an nicht mehr als „war schön“. Auch das Reisetagebuch vermerkt nur den Besuch der Stadt Windermere, also vermute ich, wir waren am Lake Windermere. Der Lake District liegt in Nordengland und ist einer der Nationalparks Großbritanniens.

Was bisher geschah 1-9

952 UNESCO Welterbestätten stehen als potentielle Reiseziele auf dem Plan. Realistisch sind Stand heute nur 791, der Rest ist wegen Kriegen oder aus anderen politischen Gründen aktuell nicht zugänglich. Ok – auch das Atomtestgelände auf dem Bikini-Atoll gehört zum UNESCO Welterbe, ist als Reiseziel aber nicht unbedingt reizvoll…

Die meisten von uns haben schon ein paar Welterbestätten kennengelernt, vielleicht ohne sich dessen bewusst zu sein. Insgesamt 18 Orte, die zum Welterbe gehören, sind es bei mir. Und das sind sie – bleiben also nur noch 773 Ziele …

1. Klassisches Weimar

Weimar habe ich 2021 besucht. Eine Stadt, die Kultur an allen Ecken und Enden ausstrahlt. Das hat natürlich auch mit diesen beiden Herren zu tun: Goethe und Schiller. Die beiden Freunde haben viele Jahre bis zu ihrem Tod in Weimar verbracht. Fun fact: Ihr Denkmal zeigt sie gleich groß, im richtigen Leben war Goethe 1,69m groß, Schiller 1,90m…

Bild Goethe und Schiller
Weimar
Weimaraner

Dieser hübsche Kerl ist auch ein Weimar(an)er. Den Namen verdankt er der Tatsache, dass die Rasse ab dem 18. Jahrhundert am Weimarer Hof des Großherzogs Karl-August von Sachsen-Weimar-Eisenach gehalten wurde,

2. Kölner Dom

Dass Baugroßprojekte deutlich länger brauchen, als geplant, ist keine Erfindung unserer Zeit. Der Dom zu Köln schießt hier definitiv den Vogel ab: Sein Bau wurde 1248 in Auftrag gegeben, eingeweiht wurde er 1880… Die Arbeiten am Dom dauern allerdings bis heute an – und das ist auch gut so: Einer Legende nach wurde er vom Teufel verflucht, so dass seine Fertigstellung das Ende der Welt bedeutet!

Kölner Dom

Das Warten hat sich gelohnt: Es ist die aktuell dritthöchste Kirche der Welt und das Bauwerk überstand den Zweiten Weltkrieg praktisch unbeschädigt. Im Gegensatz zum Rest von Köln, dessen Altstadt zu 95% zerstört wurde.

Kinderfenster

Die Fassade zeigt einige skurrile Elemente: Im „Kinderfenster“ rettet ein Schutzengel ein Kind vor einem Auto. Und Hennes, das Maskottchen des 1. FC Köln ist ebenso als Figur zu sehen, wie Fußballer oder Tanz-Mariechen.

3. Museumsinsel Berlin

Zum ersten Mal war ich 1979 in Berlin, direkt nach dem Abitur. Vermutlich habe ich damals die Museumsinsel auch gesehen, sie liegt schließlich in der historischen Mitte.

Schifffahrt Museumsinsel

Anfang der 90er Jahre hatte ich oft beruflich in der Stadt zu tun, aber auch da habe ich keines der fünf Museen auf der Spreeinsel besucht. Seit dem bin ich aber Fan von Berlin und war in den vergangenen Jahren mindestens einmal dort. Unbedingt empfehlenswert: Die Stadt vom Wasser aus erkunden. Mein absoluter Favorit auf der Museumsinsel ist das Pergamonmuseum mit seinen unfassbar schönen Ausstellungsstücken wie dem riesigen Ischtar-Tor und der Thronsaalfassade aus dem Königspalast in Babylon.

4. Oberes Mittelrheintal

Mittelrheintal

Heimat, sozusagen – ich wohne im Hunsrück, das Mittelrheintal ist also fast vor meiner Haustür. Ich habe es mit den Füßen, dem Auto, dem Fahrrad und der Seilbahn (von Koblenz zur Festung Ehrenbreitstein) erkundet.

5. Nizza als „Winterurlaubsstadt an der Riviera“

Nizza

Als ich in Nizza war, hat mich nichts weniger interessiert als Kultur: Es war 1979, unsere Abschlussfahrt mit der Abiturklasse, Nizza lag auf dem Weg zu unserem Urlaubsort. Lido di Jesolo an der italienischen Adria, mit Sauerkraut bei Heike und einem Eis, von dem man betrunken werden konnte, soviel Alkohol war da drin.

2021 wurde Nizza mit seinen vielfältigen Landschaften, der einzigartigen Küche und der abwechslungsreichen Architektur als „Winterurlaubsstadt an der Riviera“ in das UNESCO Weltkulturerbe aufgenommen.

6. Römisches Theater und der „Triumphbogen“ von Orange

Auch die französische Stadt Orange (ursprünglicher Name: Arausio) lernte ich auf unserer Abi-Fahrt kennen. Das Römische Theater ist mir tatsächlich in Erinnerung geblieben: Man fühlt sich wirklich 2.000 Jahre zurückversetzt, als sich hier die Zuschauer versammelten, um die Aufführungen anzusehen. Eine faszinierende Reise in diese Zeit kann man heute dort mittels Virtual Reality erleben.

7. Historisches Zentrum von Riga

Rathaus Riga

Riga besuchte ich Anfang der 2000er. Als Überraschung für meinen Lebensgefährten, den ich bei einer beruflichen Reise nach Lettland begleitete, nahm ich einige Wochen lang Einzelunterricht, um etwas Lettisch zu lernen. Sehr schwierig, denn das Lettische ist nur mit dem Litauischen verwandt. Bei vielen anderen Sprachen gibt es ja zumindest ein paar vertraute Worte – im Lettischen sind das nur einige aus dem Deutschen übernommene (z.B.: tante, niere, lustigs).

Unbedingt einen Besuch wert ist die riesige Markthallen von Riga: Sie fordert alle Sinne mit ihrer Vielfalt an Gerüchen, Farben und Geräuschen.

Die Altstadt von Riga ist wirklich zauberhaft, es gibt sehr viele gut erhaltene Jugendstil-Gebäude mit ihren zahllosen Verzierungen. Überraschung auf dem Marktplatz: Da grüßt wie in Bremen eine Roland-Statue. Und auch die Bremer Stadtmusikanten sind zu finden, vor der St. Petri-Kirche. Sie sind ein Geschenk der Stadt Bremen an Riga, das ebenfalls zu den Hansestädten gehört. Natürlich bringt es Glück, wenn man ihre Nasen reibt – deshalb glänzen sie so schön golden.

Bremer Stadtmusikanten Riga

8. Historisches Zentrum von Wien

Das war 1989 auch so eine verrückte Idee: In Wien gab es eine Ausstellung der in China gefundenen „Terracotta-Armee“, die ich sehr faszinierend fand. Also beschloss ich, eine Radtour dorthin zu machen. Nicht, dass ich zuvor regelmäßig Rad gefahren war… Immer in Erinnerung bleiben wird mir das Hotel Nordbahn: Der freundliche Rezeptionist meinte, ich könne mit meinem (ziemlich dreckigen!) Fahrrad einfach durch die Hotelhalle zum Abstellraum fahren, das ginge schneller.

Wien

Wien hat einfach etwas ganz besonderes. Mir hat die Donauinsel besonders gut gefallen, natürlich war ich im Prater, ich bin nicht mit einem Fiaker gefahren und ich habe die Wiener Werkstätten für mich entdeckt, die wunderschönes Kunsthandwerk herstellten. Vor einigen Jahren war ich nochmal dort wegen einer Impressionismus-Ausstellung in der Albertina. Diese Mal allerdings mit dem Zug – und Wien war immer noch schön!

9. Schloss und Gärten von Schönbrunn

Ein bisschen Sissi-Gefühl muss bei einem Wien-Besuch einfach sein. Und wo ginge das besser als in Schönbrunn! Für die berühmte Film-Trilogie aus den 50ern durfte allerdings innen in Schönbrunn nicht gedreht werden, das machte man im Studio. Zumindest aber mit echten kaiserlichen Möbeln aus dem Wiener Möbelmuseum.

Schönbrunn